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Alte Historische Fotos und Bilder Wohlen, Kanton Aargau
Wappen Wohlen AG

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Geschichte von Wohlen, Kanton Aargauin Fotos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Wohlen ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Bremgarten und liegt im Bünztal im Südosten des Kantons. Sie bildet das Zentrum einer Subagglomeration am westlichen Rand der Metropolregion Zürich. Nach statistischen Kriterien ist Wohlen zwar eine Stadt, ihre Einwohner – die Wohler genannt werden – betrachten die Gemeinde aber überwiegend weiterhin als Dorf.

Einwohner: 16 407

Geschichte: 1178 erstmals urkundlich erwähnt, lag Wohlen bis 1415 im Untertanengebiet der Habsburger, danach bis 1798 in den Freien Ämtern, einer Gemeinen Herrschaft der Eidgenossen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Dorf fast ausschliesslich landwirtschaftlich geprägt, entwickelte sich dann aber zu einem bedeutenden Industriestandort. Dazu trug insbesondere die Strohgeflechtindustrie bei, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert das wirtschaftliche Leben dominierte. Wohlen gelangte dadurch zu Wohlstand und war in der internationalen Modewelt für seine Strohhüte und -garnituren bekannt. Die Strohgeflechtindustrie ist seither vollständig verschwunden und anderen Wirtschaftszweigen gewichen. Zu Wohlen gehört auch das 1914 eingemeindete Dorf Anglikon.

Wohlen. Bahnhof mit Quartier
Bahnhof mit Quartier
Wohlen. Bahnhofquartier mit Bahnhof und Tram
Bahnhofquartier mit Bahnhof und Tram
Wohlen. Katholische Kirche
Katholische Kirche
Wohlen. Manufacture
Manufacture de Tresses de Paille Lienhard et Bodmer
Wohlen. Metzgerei
Metzgerei
Wohlen. Neue Postgebäude
Neue Postgebäude
Wohlen. Panorama der Stadt
Panorama der Stadt
Wohlen. Straßenansicht im Ort
Straßenansicht im Ort

Geschichte

Frühe Siedlungsgeschichte

Archäologische Funde aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit sind auf dem Gebiet Wohlens nur spärlich vorhanden. Gemäss einer Theorie könnte jedoch der Erdmannlistein Mittelpunkt einer prähistorischen Kultstätte gewesen sein. Weitaus zahlreicher sind Hinweise auf eine Besiedlung während der Hallstattzeit. Die Historische Gesellschaft Freiamt führte von 1925 bis 1930 Grabungen in den Waldparzellen Hohbühl und Häslerhau durch. Dabei stiess sie auf fünf Grabhügel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. mit insgesamt 35 Gräbern. Grabbeigaben waren Lanzen bei den Männern und Schmuck bei den Frauen. Vielfältiges Bronzegeschirr, darunter eine in der Schweiz einmalige Häufung grosser Gefässe, lässt auf beträchtlichen Wohlstand schliessen. Wo die Bestatteten lebten, ist nicht bekannt. Aus der nachfolgenden Latènezeit fehlen im Gegensatz zu mehreren Nachbargemeinden Funde von Gegenständen der hier siedelnden Helvetier.

In der Römerzeit befanden sich auf dem Gemeindegebiet zwei Gutshöfe. Sie entstanden um die Mitte des 1. Jahrhunderts und waren durch die moorartige Ebene der Bünz voneinander getrennt. Verschiedene Ziegelstempel und Münzen, die im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gefunden wurden, deuten darauf hin, dass die Höfe der Lebensmittelversorgung des Legionslagers Vindonissa (Windisch) dienten. Sie verfielen ab 260 n. Chr. nach wiederholten Plünderungszügen der Alemannen in kleine Einzelhöfe.

Mittelalter

Im 5. Jahrhundert begannen sich die Alemannen in der Region niederzulassen. Da sie zunächst Siedlungslücken in der Nachbarschaft besetzten und erst später Einfluss auf die bestehende gallorömische Siedlung zu nehmen begannen, vollzog sich im Falle Wohlens nur eine langsame Verschmelzung mit der eingesessenen Bevölkerung. Die mittelalterliche Ortsnamensform Wolen geht auf das althochdeutsche ze Walhun («bei den Walchen») zurück. Damit bezeichneten die Alemannen ihre «welschen» Vorsiedler und Nachbarn. Die langsam verlaufende Assimilierung ist auch auf das Fehlen eines kirchlichen Zentrums zurückzuführen: Wohlen hatte zwar stets mehr Einwohner als die umliegenden Dörfer, besass aber lange Zeit keine eigene Pfarrkirche. Zudem war Wohlen in mehrere Siedlungskerne getrennt, die erst im Spätmittelalter zusammenwuchsen.

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in den um 1160 entstandenen Acta Murensia. Darin wird von der Sippe des Guntrann berichtet, die im 11. Jahrhundert einen grossen Teil der Genossenschaft der unfreien Bauern unter ihre Kontrolle brachte und dabei auch Gewalt anwendete. Der Aufbau einer umfassenden Grundherrschaft (Zwing und Bann) gelang jedoch nicht; im Jahr 1106 verkaufte Guntranns Enkel Rudolf den gesamten Besitz dem Kloster Muri. 1178 ist die früheste eindeutig bestimmbare Jahreszahl der Ortsgeschichte. Damals garantierte Papst Alexander III. dem Kloster Schänis seine Besitzungen, darunter ein Waldstück in Wohlen. Erwähnt wird auch der benachbarte, im Mittelalter abgegangene Weiler Lüplinswald, der nicht genau lokalisiert werden kann.

1185 sind erstmals die Herren von Wolen fassbar. Sie waren die grössten Landbesitzer des Dorfes und die einzige einheimische Familie, die den Aufstieg zu einem Ministerialengeschlecht im Dienste der Habsburger schaffte. Bedeutendster Vertreter war Werner II., Schultheiss von Brugg und Vogt von Baden. Kurz nach 1300 erwarb er das Lehen über einen Teil der Stammburg der Habsburger, sein Enkel Henmann vereinigte 1371 das gesamte Burglehen in einer Hand. Mit Henmanns Tod im Jahr 1425 erlosch das Geschlecht.

Gemäss dem Habsburger Urbar von 1303/07 gehörte Wohlen zum Amt Lenzburg. In diesem übten die Habsburger die Blutgerichtsbarkeit aus, vertreten durch einen im Nachbardorf Villmergen residierenden Amtmann, der wiederum dem Vogt auf Schloss Lenzburg unterstand. Die niedere Gerichtsbarkeit teilten sich zur Hälfte das Kloster Muri sowie zu je einem Viertel die Habsburger selbst und diverse rangniedere Adlige.

Herrschaft der Eidgenossen

Die Landesherrschaft ging nach der Eroberung des Aargaus im April 1415 an die Eidgenossen über. Wohlen lag nun in den Freien Ämtern, einer Gemeinen Herrschaft. Die Herrschaft übte ein alle zwei Jahre wechselnder, nicht residierender Landvogt aus. Bis 1425 gehörte Wohlen vorübergehend zum Amt Muri, danach bildete das Dorf einen von 13 Gerichtsbezirken der Freien Ämter, dem ein einheimischer Untervogt vorstand. Das Wohler Dorf- und Amtsgericht urteilte erstinstanzlich über sämtliche niedergerichtlichen Fälle, die nicht unter die Gerichtshoheit des Klosters Muri fielen.

Die Autonomie der Untertanen war angesichts des kleinen Verwaltungsapparats der Freien Ämter gross. Im Laufe der Zeit bildete sich eine Bürgergemeinde heraus, welche die wirtschaftlichen und organisatorischen Belange der bäuerlichen Bevölkerung regelte. Aufgrund der relativ hohen Bevölkerungszahl und der sich daraus ergebenden komplexen Verhältnisse war schon früh eine Offnung notwendig, in der Rechte und Pflichten des Gemeinwesens schriftlich festgehalten wurden. Die erste bekannte Version stammt aus dem Jahr 1406, erhalten geblieben ist eine Abschrift von 1702/03. Ab 1728 verfügte die Gemeinde über ein eigenes Archiv in der Pfarrkirche.

Grösster Grundbesitzer war das Kloster Muri, das in Wohlen einen eigenen Fronhof besass und diesen vom Muri-Amthof in Bremgarten aus verwaltete. Weitere Grundherren waren die Klöster Hermetschwil und Gnadenthal, die Pfarreien Niederwil, Göslikon und Villmergen, das Spital und verschiedene Bürger der Stadt Bremgarten sowie vereinzelte Privatpersonen. Eine Pfarrkirche bestand seit dem späten 12. Jahrhundert, war jedoch nur für jene Höfe zuständig, die zum Besitz der Herren von Wolen und ihrer Erben gehörten. Die übrigen Einwohner waren nach Niederwil und Göslikon pfarrpflichtig. Nach einer Bittschrift an den päpstlichen Nuntius Antonio Pucci vereinbarten die betroffenen Kollatoren 1518 die Vereinigung sämtlicher Einwohner in einer Pfarrei.

Ab 1523 fand die Reformation in den nördlichen Freien Ämtern immer mehr Anhänger, wozu vor allem der Einfluss Zürichs beitrug. Schliesslich traten die Wohler im Mai 1529 geschlossen zur neuen Konfession über, verbunden mit einem Bildersturm in der Pfarrkirche. Nach der Niederlage der reformierten Orte im Zweiten Kappelerkrieg wurden die Freien Ämter jedoch im November 1531 gemäss den Bestimmungen des Zweiten Kappeler Landfriedens rekatholisiert. Die Wohler wurden mit hohen Geldbussen bestraft und verloren das Recht, den Untervogt frei wählen zu dürfen. Vor und nach der Ersten Schlacht von Villmergen im Jahr 1656 blieb Wohlen im Gegensatz zu mehreren Nachbardörfern von Plünderungen verschont.

1712 schlugen die reformierten Truppen vor der Zweiten Schlacht von Villmergen ihr Lager in Wohlen auf. Daraufhin konnten sie im Zweiten Villmergerkrieg eine Entscheidung zu ihren Gunsten erzwingen. Die unterlegenen katholischen Orte waren nun von der Verwaltung der nördlichen Freien Ämter ausgeschlossen. Die Herrschaft ging an Zürich und an das bisher nicht beteiligte Bern über, nur das neutral gebliebene Glarus durfte seinen früheren Anteil (ein Siebtel) behalten. Die neue reformierte Obrigkeit hatte für Wohlen kaum Auswirkungen. Die bisherigen Gesetze galten weiterhin und der konfessionelle Status blieb gewahrt. Hingegen verzichteten die neuen Herren auf ihr Recht, Truppen zu rekrutieren, da sie keine Katholiken in ihren Reihen wünschten.

Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein (Franzoseneinfall). Sie riefen die Helvetische Republik aus und zerschlugen die alte Herrschaftsordnung. Wohlen war nun eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden und gehörte zum Distrikt Sarmenstorf. Die Gemeinde war zwar vom Untertanenstatus befreit, doch trieben die fremden Truppen viele Einwohner mit Einquartierungen, Proviantforderungen und Zwangsrekrutierungen in die Armut. Der Kanton Baden war innerlich zerrissen und kaum regierbar. Während die meisten Dörfer in den Freien Ämtern (für die sich rasch der Name Freiamt einbürgerte) den Anschluss an die konservativen Kantone Luzern oder Zug forderten, hielten die Wohler den Anschluss an den neuen Kanton Aargau (der zunächst nur den Berner Aargau umfasste) für die bessere Lösung. Sie versprachen sich davon eine liberalere Staatsordnung und somit bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Seit dem Inkrafttreten der Mediationsakte am 10. März 1803 gehört Wohlen zum Bezirk Bremgarten im Kanton Aargau.

Vom Ackerbauern- zum Industriedorf

In der Frühen Neuzeit prägte der Getreideanbau die Wohler Wirtschaft massgeblich. Die in den Freien Ämtern übliche Realteilung führte zur Bildung einer grossen Schicht von Taunern – Kleinbauern, die auf einen Nebenerwerb angewiesen waren. Die im Vergleich zu den Städten bedeutend weiter reichende Gewerbefreiheit stellte jedoch eine gewisse Erleichterung dar. Erwerbsmöglichkeiten waren kleine Gewerbebetriebe, der Handel und der Weinbau. Zu den Neuerungen, die das neue Staatswesen des Kantons Aargau mit sich brachte, gehörte die Ablösung der Zehntpflicht. Die Gemeinde übernahm 1806 für sämtliche Bürger die Ablösesumme und ermöglichte es ihnen, die Schuld in Raten abzuzahlen. Dieser Prozess zog sich bis in die 1850er Jahre hin.

Weinbau wurde ab 1625 an den Südhängen des Wagenrains betrieben, wovon heute noch verschiedene Flur- und Wegnamen wie Rebberg, Rebhalde, Rebebänkli und Trottenweg zeugen. 1630 baute ein Wohler Bürger auf seinem Land eine Trotte. Diese gelangte 1701 in den Besitz des Klosters Muri, das die nächsten Jahrzehnte die gesamte Weinproduktion kontrollierte. 1781 zählte man 81 Bauern und Tauner, die mit Weinbau ihren Lebensunterhalt bestritten. Im Spitzenjahr 1782 betrug die Produktionsmenge rund 150'000 Liter. Die Reblaus-Epidemie Ende des 19. Jahrhunderts machte den Wohler Reben derart schwer zu schaffen, dass sie 1910 ganz verschwanden. 1923 brach man auch die Trotte ab. 2017 liess der Gemeinnützige Ortsverein die alte Tradition wiederaufleben und pflanzte auf einem kleinen Grundstück erneut Weissweinreben.

Die grösste Bedeutung für die weitere Entwicklung hatte die Strohflechterei. Die Bauern der Region nutzten das beim Getreideanbau anfallende Stroh zum Flechten von Hüten. Am Anfang der Entwicklung zum eigentlichen Industriezweig steht die Gründung der ersten Handelsgesellschaft durch Jacob Isler im Jahr 1783, der bald weitere folgten. Sie kauften die in Heimarbeit hergestellten Geflechte und weiteten den Handel mit ihnen auf die ganze Schweiz aus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Wohler Strohhüte ins Ausland exportiert. Die aus der Taunerschicht aufgestiegenen «Strohbarone» gelangten zu Wohlstand. Der Einsatz von Flechtmaschinen führte ab etwa 1840 zur Ablösung des bisherigen Verlagssystems durch Fabriken. Wohler Unternehmen erlangten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine dominierende Stellung in der Schweiz. Sie passten sich flexibel den Modetrends an und einzelne Unternehmen unterhielten Agenturen in Metropolen wie Paris, London oder New York. Das Rohmaterial bezogen sie aus zahlreichen Dörfern im Freiamt, im Seetal, in der Zentralschweiz, im zürcherischen Rafzerfeld und im Freiburger Greyerzerland. Aus diesen Gründen trägt Wohlen seither den Spitznamen Chly Paris (Klein-Paris). Die Unberechenbarkeit des internationalen Marktes, Wirtschaftskrisen und starke ausländische Konkurrenz verursachten zahlreiche Konkurse, denen aber jeweils bald Neugründungen folgten.

Im August 1820 organisierte Charles-Jules Guiguer de Prangins in Wohlen das erste eidgenössische Militärlager, an dem über 2500 Soldaten aus sechs Kantonen teilnahmen. Die bis 1852 durchgeführten Militärlager (1828 wiederum in Wohlen) förderten das kollektive Bewusstsein in den Führungsebenen der kantonalen Heere und bereiteten den Boden für den späteren Bundesstaat und eine gemeinsame Armee. 1823 wurde das südlich des Dorfes gelegene Harzrüti eingemeindet, ein Steckhof, der mindestens seit dem 13. Jahrhundert von der übrigen Dorfgemeinschaft autark gewesen war.

1829 plante der Kanton eine neue, geradlinig verlaufende Strasse von Dottikon über den Wagenrain nach Bremgarten, unter Umgehung von Wohlen. Bremgarten stellte den auf seinem Gebiet verlaufenden Abschnitt der Drissgerstross (Dreissigerstrasse, benannt nach dem Baujahr 1830) fertig, doch die umliegenden Gemeinden verweigerten jegliche Arbeitsleistung, da sie nicht vom Durchgangsverkehr abgeschnitten werden wollten. Vor allem Wohlen befürchtete massive wirtschaftliche Nachteile. Die Strasse wurde nie vollendet und verfiel zu einem Waldweg. Am 5. Dezember 1830 versammelten sich rund 6'000 Bewaffnete in Wohlen zum Freiämtersturm und zogen nach Aarau, wo sie die Kantonsregierung in einem unblutigen Aufstand stürzten und Verfassungsreformen erzwangen.

In der Helvetischen Republik hatte es erstmals eine Aufteilung der behördlichen Kompetenzen in eine Ortsbürgergemeinde und eine Einwohnergemeinde gegeben, die 1803 wieder aufgehoben wurde. Die neue Einheitsgemeinde diskriminierte aber die immer zahlreicheren zugezogenen Einwohner. Erst nach 1850 waren sie überhaupt berechtigt, Kommissionen anzugehören. Schliesslich wurde 1867 die Einwohnergemeinde wieder eingeführt, die in der Folge immer mehr Kompetenzen übernahm und die Ortsbürgergemeinde bald an Bedeutung übertraf.

Die einflussreiche Strohgeflechtindustrie setzte sich für den Anschluss ans Eisenbahnnetz ein und überzeugte die Gemeindeversammlung, sich mit einer halben Million Franken an der Aargauischen Südbahn zu beteiligen. Der Abschnitt Rupperswil–Lenzburg–Wohlen wurde am 23. Juni 1874 eröffnet. Am 1. Juni 1875 folgte die Verlängerung nach Muri, am 1. September 1876 eine kurze Zweigstrecke nach Bremgarten (Wohlen-Bremgarten-Bahn). Mit der Fertigstellung des Abschnitts Muri–Rotkreuz war die Südbahn ab 1. Dezember 1881 auf ihrer gesamten Länge befahrbar und ermöglichte im darauf folgenden Jahr den Anschluss an die Gotthardbahn. Durch die Übernahme, den Umbau und die Elektrifizierung der Wohlen-Bremgarten-Bahn konnte die Bremgarten-Dietikon-Bahn am 8. Februar 1912 den durchgehenden Betrieb zwischen Wohlen und Dietikon aufnehmen. Am 18. Dezember 1916 war mit der Eröffnung der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn der Ausbau Wohlens zum Eisenbahnknotenpunkt abgeschlossen.

Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert

1911 verpflichtete die Kantonsregierung die Nachbargemeinde Anglikon zum Bau eines Schulhauses. Wegen zahlreicher behördlicher Auflagen überstiegen die Baukosten die Finanzkraft der Gemeinde bei weitem, so dass dem Angliker Gemeinderat letztlich keine andere Wahl blieb, als die Verschmelzung mit Wohlen anzustreben. Gegen den ausdrücklichen Widerstand Wohlens, das die Übernahme der Schuldenlast und zukünftige Infrastrukturkosten fürchtete, beschloss der Grosse Rat am 29. Oktober 1912 mit 79:64 Stimmen die Fusion. Nach zwei erfolglosen Rekursen des Wohler Gemeinderates bis vor das Bundesgericht wurde Anglikon, das eine Fläche von 216 Hektaren aufwies und damals 420 Einwohner zählte, am 1. Januar 1914 fusioniert. Bis 1917 gehörte Anglikon noch zur römisch-katholischen Kirchgemeinde Villmergen und kam dann ebenfalls zu Wohlen.

Aufgrund stark steigender Lebensmittelpreise verarmten zahlreiche Einwohner während des Ersten Weltkriegs und mussten die Hilfe der Suppenküche in Anspruch nehmen; erst ab Herbst 1917 waren die Lebensmittel rationiert. Im November 1918 beteiligten sich in Wohlen Typografen und Eisenbahner am Landesstreik. Der Gemeinderat liess die Streikführer verhaften und bis zum Ende des Streiks öffentliche Gebäude durch die Feuerwehr bewachen. Zahlreiche Menschen, die während der Weltwirtschaftskrise ihre Arbeitsstelle verloren hatten, wurden in den frühen 1930er Jahren bei öffentlichen Bauarbeiten eingesetzt. Die nationalsozialistische Frontenbewegung versuchte in Wohlen Fuss zu fassen und hielt kontroverse Veranstaltungen ab; eine Demonstration im Juni 1935 artete in eine Schlägerei mit Gegendemonstranten aus. Im Zweiten Weltkrieg war Wohlen von den üblichen Massnahmen wie Verdunkelung, Rationierung und Ausbeutung der Torfvorkommen betroffen. Im Rahmen der Anbauschlacht wurde die Landwirtschaftsfläche ausgeweitet, wobei acht Hektaren Wald gerodet werden mussten.

Ein bedeutendes Vorhaben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Entwässerung der Talebene. Die Bünz war in mehrere Arme geteilt. Zudem floss das Wasser schlecht ab, weshalb ausgedehnte Sumpfgebiete existierten und es häufig zu Überschwemmungen kam. Die erste Etappe der Gewässerkorrektion war 1921/22 der Bau des Büelisacherkanals. Von 1921 bis 1924 wurde die Bünz von Waltenschwil bis ins Zentrum Wohlens begradigt und in einen Kanal gelegt. Von 1929 bis 1931 folgte der Abschnitt bis zur Grenze zu Dottikon, bis 1943 entstanden vier weitere Drainagesysteme. Die Landwirtschaft konnte von den zentrumsnahen Fluren in neu gewonnene Flächen verlegt werden, was die weitere Ausdehnung des Siedlungsgebiets ermöglichte. In den folgenden Jahrzehnten kam es weiterhin sporadisch zu Überschwemmungen. Ab den 1990er Jahren wurde die Bünz schrittweise renaturiert. Von 2015 bis 2017 entstand ein Hochwasserrückhaltebecken mit einem 850 Meter langen Damm, das über 600'000 m³ Wasser fasst; die Baukosten betrugen 16 Millionen Franken.

Die Strohgeflechtindustrie erlebte Ende der 1920er Jahre ihre letzte Hochphase. Die Zahl der Beschäftigten erreichte ihren Zenit, wobei noch immer rund 30 % auf saisonale Heimarbeit entfielen. Die Weltwirtschaftskrise verursachte einen tiefgreifenden Strukturwandel. Zahlreiche kleine Unternehmen mussten die Produktion einstellen, während die grösseren gezwungen waren, durch Personalabbau, verstärkte Mechanisierung und Spezialisierung die Kosten zu senken. Das Verschwinden der Hutmode in den 1950er Jahren bewirkte auch bei den renommierten Grossbetrieben einen Niedergang und die Zahl der Beschäftigten nahm laufend ab. 1991 endete die Ära der Strohflechterei endgültig. Die Ansiedlung neuer Betriebe in anderen Branchen glich diesen Niedergang jedoch aus und Wohlen blieb weiterhin industriell geprägt. Auch der Anteil des Dienstleistungssektors erhöhte sich laufend.

Die Ferrowohlen errichtete 1955 ein Eisenwerk und stellte durch Einschmelzen von ausgedientem Stahl Armierungsprodukte her. Zeitweise beschäftigte das Unternehmen 400 Mitarbeiter. Aufgrund des Zusammenbruchs des europäischen Stahlmarktes musste die Produktion 1994 eingestellt werden. Dadurch verlor die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn ihren wichtigsten Kunden, sodass der Personenverkehr am 31. Mai 1997 aus Rentabilitätsgründen auf Busbetrieb umgestellt werden musste. 2003 präsentierte die Ferrowohlen das Städtebauprojekt Ferropolis: Durch den Umbau der Fabrikhallen und die Errichtung von Neubauten sollte mit einem Investitionsvolumen von mehreren hundert Millionen Franken ein neuer Stadtteil mit 3'000 Arbeitsplätzen und Wohnraum für 3'000 Menschen entstehen. Das Vorhaben scheiterte jedoch im Jahr 2007. Der plötzliche Bevölkerungsschub hätte umfangreiche Investitionen in die lokale Infrastruktur erfordert, ausserdem stellte die Entsorgung der Schlacke ein unüberwindliches Problem dar.

Im Mai 2009 sprach sich eine deutliche Mehrheit der Stimmberechtigten gegen das Vorhaben der Gemeindebehörden aus, Wohlen zu einer Stadt zu erklären, obwohl dies keinerlei gesetzliche Auswirkungen gehabt hätte.

Quelle: de.wikipedia.org




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